Die Pilgerreise zum heiligen Berg Kailash

 

Die Pilgerreise zum heiligen Berg Kailash

mit der Tara Mandala Sangha vom 13.5. – 10.6. 2018

 

All Dharmas are dreamlike“ und „All phenomena have the experience of the One Taste“: diese Kernanweisungen Machig Labdröns waren die Hauptmantras auf unserer Pilgerreise.

Begonnen hat die Reise lange vor Abflug, spätestens dann als man sich angemeldet hat.

Was muss ich mitnehmen? Werde ich das körperlich schaffen? Was ist mit Impfen? Wie bereite ich mich vor und wie ist das Klima eigentlich, das ja nicht zu beschreiben zu sein scheint – genauso wie die ganze Reise schwer zu beschreiben ist: Es geschieht so viel und ununterbrochen kommen neue intensive Eindrücke…. Grenzerfahrungen.

Dann kam kurz vorher die Order: nur 15 kg Gepäck incl. Handgepäck für die kleine Maschine nach Simikot. Das geht doch gar nicht, bei 17 Tagen Aufenthalt über 4000 m Höhe… Nein, es geht nicht, Shampoo wird portioniert, Sonnencreme gewogen… trotzdem nicht!

Sobald man das Haus verlassen hat wird es schon leichter – was nicht dabei ist, ist nicht dabei.

Die ganze Pilgergruppe mit Lama

14 Frauen und 2 Männer: das war die deutsche Gruppe der Tara Mandala Sangha, mit Dagmar Löwenkamp als spiritueller Leitung und Minka Hauschild als Reiseleitung. Ganz knapp passten alle in das Essenszelt. Hinzu kamen 5 Nepalis für die Küche, Auf- und Abbau der Zelte. Auf dem Simikot Trek waren 14 Träger und 20 Pferde dabei, in Tibet dann der Tibetan Guide Phuntsok, ein Bus- und ein LKW-Fahrer – also eine große, bunt gemischte Karawane.

Nur Dagmar und Minka hatten ein Einzelzelt, alle anderen wohnten zu zweit. Für Erwachsene, die sich zum Teil wenig kannten, konnte das gemeinsame Zelt zur Herausforderung werden…

Wir werden auf dieser Tour geflutet mit Eindrücken, die tief in unser System eindringen: Die Tage an der Boudha Stupa, frühmorgens an einer Kaffebude dem Chöd Pa mit seiner Fellkappe lauschend und sich in den Pilgerstrom einreihend, vorbei an blinden Bettlern, die jeden Samstag Morgen dort sitzen. Die Begrüßungsrunde dieser Reise hielt Dagmar in den privaten Räumen von Dilgo Khyentse in der Shechen Kloster. Die Swayambhustupa, ist morgens um 6 Uhr der Sportplatz der Nepalis: Man geht zwischen joggenden Militär Schwadronen die Stufen zur Stupa hoch, vorbei an Hüftkreisern, Liegestützern und Sit Ups – hinauf zu der Stupa der 5 Buddhafamilien, von Affen beäugt, die darauf warten, dass man unbedacht einen Keks aus der Tasche zieht.

Dann der Flug über Nepalgunj nach Simikot, dem Startpunkt der Trekkingtour in Nepal. Hier ist ein Tag Wartezeit, denn die Flugzeuge konnten nicht alle von uns an einem Tag hochbringen, auch fehlte Gepäck. Es begann das Improvisieren – es wird immer weniger, was man braucht. In den ersten Tagen krame ich sehr viel in meinem Zeug, es ist Unsicherheit und Angst, die mich dazu treibt… – das hört auf, wenn die Unsicherheit der Anstrengung weicht.

Wir finden einen Rhythmus mit dem Zeltleben: um 6 Uhr bringen die Nepalis einen Kaffee und Waschwasser ans Zelt, um 7 Uhr gibt es Frühstück, um 8 Uhr ist Aufbruch. Das Leben ist einfach und überschaubar. Kalte Flüsse und heiße Quellen spenden abends am Zeltlager ein erfrischendes Bad.

Die tiefe Verbundenheit der Gruppe durch den spirituellen Weg ist deutlich spürbar – wir sind miteinander unterwegs. Einige werden krank: Durchfall, Übelkeit, Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit…, dennoch geht es weiter. Die Gruppe ist entspannt und stark und die Praxis trägt! Gemeinsame Chöd- und Prajnaparamita Praxis an wundervollen Orten.

Nach 3 Tagen Wandern finden wir in der abgelegenen Yalbang Gompa ein Juwel des Dzogchen. Tulku Pema Rigtsal gewährt uns ein Teaching über die Natur des Geistes, sein Khenpo wird mit uns zu Abend essen – es könnte eine lange Nacht werden, hofft Khenpo, aber wir fallen vor Anstrengung und Müdigkeit schon bald vom Hocker. Am Morgen ist in der Yalbang Gompa ein Ritualtag, der mit der Chödpraxis mit ca.100 Mönchen und Nonnen beginnt – grandios!

Der Nara-La-Pass geht auf 4500 m steil hinauf, zwei von uns werden ihn mit dem LKW überqueren. In Hilsa an der Grenze zu Tibet begegnen wir den indischen Pilgern, die sich mit dem Helikopter nach Tibet fliegen lassen und erstmal von der Höhe gebeutelt sind – wir hingegen sind staubig, müde, durchgelüftet, sonnenverbrannt und gut akklimatisiert.

In Tibet werden unsere Pferde durch einen Bus und LKW ersetzt und bevor es auf die Kora geht, besuchen wir Thirtapuri mit den heißen Quellen und der Padmasambhava Cave: ein magischer Ort, aber kalt… – 2 Nächte bleiben wir zur weiteren Höhenakklimatisation hier auf 4500 m. Durch die weite Wüste des Hochplateaus fahren wir in die Canyons des verlassenen Königreiches Guge und in den dunklen Gompas von Tholing und Tsaparang eröffnet sich die Farbenpracht der Malereien aus dem 13 Jht., in Kombination mit den von den roten Brigaden zertrümmerten Lehmstatuen, deren Reste noch als Schutthaufen zu sehen sind. „All Dharmas are dreamlike“…

In Tibet werden die Worte karg, der Geist hört auf zu denken, zu wenig Sauerstoff. Das ist ungewohnt, aber angenehm. Die Willenskraft und Entscheidungsfähigkeit ist ebenfalls herabgesetzt. Gut, dass wir in der Gruppe und Organisation so gut getragen und geborgen sind. Es bleibt auf der Höhe eine Grenzerfahrung, oft sind wir erschöpft, weil der Körper ununterbrochen rote Blutkörperchen produziert. Dennoch ist es grandios.

Die Landschaft, die Gemeinschaft, der Kailash, der Dharma.

Alles läuft glatt – na ja, fast glatt…

Das Saga-Dawa-Fest in Darboche, bei dem am Vormittag der große Mast mit den neuen Gebetsfahnen aufgestellt wird, hat ein wenig die Stimmung wie im Fußballstadion. In einem großen Ringwall werden neue Gebetsfahnen unter Johlen aufgehängt. Die Tibeter sind auf das feinste herausgeputzt und auch viele von uns tragen Chubas.

Auf der See Kora erfahren wir den Segen eines alten ehrwürdigen Rinpoche, der die Serlung Gompa wiederaufgebaut hat und sein Leben einer tiefen Praxis widmet: Das ist sehr magisch und ergreifend…, aber direkt danach fährt sich unser Bus in einer Sandmulde fest. „All Dharmas are dreamlike“! Stunden warten wir in gleißender Sonne und staubiger Luft, hinter uns grasen Yaks am See.

Die Spannung steigt, denn endlich begehen wir die Kailash Kora.

Zwei aus der Gruppe können wegen Schwäche die Kora nicht gehen und bleiben leider in Darchen zurück – ein Wehmutstropfen.

Ein Aspekt, um die Kora zu gehen, ist: sie symbolisch mit dem eigenen Tod zu beginnen, das Zwischenreich zu durchwandern, um am höchsten Punkt (dem Dölma-La-Pass) ein neues Leben zu betreten, welches im letzten Tag der Kora durchlaufen wird.

Leider werden wir den Luftbestattungsplatz nicht sehen, aber auch so ist das Abenteuer groß genug. In der ersten Kora-Nacht liegt unser Camp an der Nordwand des Kailash, ganz nah ist der Berg. Der zweite Kora-Tag ist der längste, wir schleichen zum Dölma La hinauf. Vor dem Dölma La liegt Shiva Tshal: ein Ort, an dem wir Altes abgeben – das, was wir nicht in das neue Leben mit hineinnehmen wollen. Wir schneiden Haare ab, hinterlegen ein Kleidungsstück, Fotos… Die inneren Prozesse, die jede von uns hier macht, gehen tief.

Der Pass ist ein weitläufiges gerundetes Plateau aus Gebetsfahnen und Schnee. Diesmal gab es viele Spatzen am höchsten Punkt! Geschafft…!- wir freuen uns und feiern und treten dann den langen Abstieg und Weg bis zum Camp an, ca. 8-10 Stunden laufen – puhh. Dagegen ist der letzte Tag der Kora, der des neuen Lebens, lieblich und mild. Dagmar leitet eine Meditation in der Milarepa Gompa – hier hat er meditiert, der grüne große Yogi.

Zurück in Darchen sind alle überglücklich, die Kora geschafft zu haben.

Es folgt einige Tage Busfahrt über Shigatse nach Lhasa.

In Shigatse das erste Mal wieder ein Hotelzimmer mit einer Badewanne – Jubel und mit einem großen Spiegel: uihh – da sind einige Kilo weg! Besuch des Tashilhunpo, einer Klosterstadt und Residenz des Panchen Lama.

Lhasa ist eine moderne chinesische Stadt mit einem tibetischen Viertel rund um den Jokhang.

Wir besuchen den Potala, den Jokhang (Gott sei Dank hat der Brand dort im Frühling keinen großen Schaden angerichtet). Dann gehen wir die Kora, indem wir den Stadtkern umrunden, rasten in einem tibetischen Teehaus und genießen ein wenig freie Zeit.

Der letzte Tag in Tibet geht nach Mindrolling und Samye: jenes Kloster, in dem der Dharma in Tibet begann.

Aber der Höhepunkt war der Besuch in dem kleinen liebevollen Nonnen-Kloster, welches abseits der Wege liegt und der Geburtsort von Yeshe Tsogyal ist. Hier war Jigme Lingpa und ein paar Jahrhunderte später hat sich Tulku Sang Ngag Rinpoche für die Restauration engagiert. Das kleine Juwel wird gerade erneuert, 3 Maler arbeiteten an den Wandmalereien. Dagmar erzählte Yeshe Tsogyals Lebensgeschichte und eine kraftvolle Chöd-Praxis von uns beeindruckte die lokalen Leute.

Zurück in Nepal empfing uns eine feuchte Wärme, die uns gut tat nach der langen rauhen Wüstentrockenheit. Ein Besuch in Pashupatinath, den Verbrennungsplätzen am Hindu Heiligtum, und danach ein Cappuccino im Hyatt Hotel hielt den nunmehr gewohnten Kontrast der Ereignisse aufrecht. „All phenomena have the experience of the One Taste“.

Ich bedanke und verneige mich tief vor dieser Sangha-Gruppe, die den Mut, die Kraft, die Erlebnisbereitschaft und die Offenheit hatte, sich auf diese Reise zu begeben. Es war sehr nährend, so reflektiert, umsichtig, respektvoll und leicht diesen Weg mit euch zu gehen. Wenn ich nun mit dem einen oder anderen Sangha-Mitglied telefoniere, fühle ich mich nach meiner 17 ten Kailash Kora auf einmal verstanden, wenn so Sätze kommen wie: „Seit dem Kailash will ich nur noch draußen sein“ oder „das Trekking wendet etwas ganz in der Tiefe, was ich nicht beschreiben kann“ oder „seit ich wieder hier bin, bin ich ganz still geworden“ – Ja, so geht es mir auch, das scheint die Frucht des Pilgerns zu sein.

Minka Hauschild Juli 2018

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Rast für müde Wanderer
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Thirtapuri
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Yak

 

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auf der Kora die Kailashnordwand

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auf der Kora
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Kora / hinauf zum Dröma La
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angekommen
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Tibeterinnen hoch oben
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Niederwerfungsplatz /Potala
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Chöd-Praxis unterwegs
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Zeltlager
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5
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6

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Saga Dawa Fest
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hoch hinauf für den Fahnensegen
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Saga Dawa Fest
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Eine Gruppe tibetischer Pilgerinnen

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Boudhanath Stupa, Kathmandu
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Potala erhaben
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die Verbrennungsstätte der Hindus…
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Pashupathinath / Kathmandu
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Manasarowar See-Kora

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